Es ist eine außergewöhnliche und monumentale Installation, die der kleine Ort Ranfels in der Gemeinde Zenting bietet. Drei ehemalige Holzhauer aus dem Bayerischen Wald blicken von den abgeblätterten Mauern des alten Schulhauses herab. In einer Art Tryptichon haben sie sich an der grünen Fassade gruppiert, ihr Blick zeigt Richtung Wald - dort wo sie ihr Leben lang die Familie daheim ernährt haben. Die Gesichter erzählen von ihrem Leben, geprägt von harter Arbeit, Kargheit und Entbehrungen.
Auf der Giebelseite mit Blick Richtung Wirtshaus ist das Bild einer Frau zu sehen. Es ist die Großmutter des Künstlers. Ihr Ausdruck vereint für Martin Waldbauer die drei entscheidenden Parameter in der Portraitfotografie: Stolz, Würde und Verletzlichkeit. Auch dieses Bild erzählt von einem ‚reichen‘ Lebenswerk mit vielen Anstrengungen und großen Mühen. Hilde Waldbauer arbeitete ihr gesamtes Leben im elterlichen Gasthaus, in dem auch ihr Enkel Martin Waldbauer aufgewachsen ist.
Parallel zur Installation im Außenbereich wird die Wunderkammer in Burg Ranfels mit Fotoarbeiten von Martin Waldbauer eröffnet.
Den Link zum Beitrag vom BR zur Ausstellungseröffnung finden Sie hier.
Das alte Schulhaus von Ranfels
Das grüne Haus ist Kulisse ür die portraitieren Menschen und zugleich auch Protagonist der Installation. 1816 wurde in Ranfels eine Volksschule eröffnet. Es war damit eine der ersten Schulen im ganzen Landkreis mit staatlichem Unterricht und einem Lehrer als öffentlichem Diener. Zeitweise wurden hier mehr als 100 Kinder aus den umliegenden Gemeinden unterrichtet. Nach dem Bau der neuen Schule 1908 wurde das Haus als Schlacht- und Waschhaus genutzt. Später gab es im ersten Stock auch Zimmer für Pensionsgäste. Sichtlich geschunden präsentiert es sich heute, dem Verfall preisgegeben. Aber es hat durchgehalten, steht mit seiner eigenwilligen Architektur beinahe trotzig mitten im Dorf und scheint gewillt, weiter hier zu bleiben und von seiner Geschichte zu erzählen.
Das alte Schulhaus und die Portraits der Menschen repräsentieren gleichermaßen ein langes und intensives Leben, schonungslos, aber mit großer Würde.
Auch das ist Heimat. Die Spuren der Zeit ehrlich ans Tageslicht bringen, um damit ein eindrückliches Denkmal zu setzen.