Schicksal Villa Stuck

Kannten wir nicht die Ausstellungsräume im Anbau der Villa Stuck schon seit längerer Zeit? Was sich bei der spannenden Führung durch die Kuratorin Dr. Margot Brandlhuber aber den Augen bot, war ein neues, ungewohntes Bild:

Ein schmuckloser Raum, hell vom Sonnenlicht erleuchtet, das durch die hohen Fenster in einen sehr großen Kubus fiel- eine frühe, für die Zeit um 1900 höchst ungewöhnliche Bildhauerwerkstatt in Form eines White Cube.

Hier war wie einst die Amazone aufgestellt, deren Entstehung in diesem mit einer Tongrube versehenen Arbeitsraum auf Großfotos mit dem Künstler zu sehen war.

Die Amazone steht in der Regel vor dem Eingang zur Künstlervilla. In dem kühlen Raum war sie jetzt von einer Reihe von kleinen bildhauerischen Arbeiten umgeben. Sie stammten teils aus der frühen Schaffenszeit, teils auch aus den späten Jahren.

Letztere sind noch nie in München gezeigt worden und muten sehr modern an.

Im Zwischengeschoss zeigte ein neu gehobener Schatz an Fotos und Dokumenten die wechselvolle Geschichte des Museums getreu dem Ausstellungstitel: 'Schicksal Stuck'. 

Im Obergeschoss, das als Malatelier und Ausstellungsraum diente, waren viele Ölgemälde auf mächtigen Staffeleien ausgestellt. Da die Besucher um die Bilder herumgehen konnten, ließen sich auch die Bildrückseiten studieren. Ihre Beschriftungen und Transportaufkleber gaben interessante Hinweise auf die Reisen der Werke durch die Museen der ganzen Welt. 

Zwei Tage lang leitete der Autor Matthias Göritz im Anschluss an die Führung eine neue Lyrik-Werkstatt im Garten der Villa.

VILLA STUCK April 2018


Pariswahl
Wenn heutzutage die Schönste auserwählt wird,
muss sie sich im Bikini auf dem Laufsteg zeigen.
Wie wäre das Urteil
am schneebedeckten Schlittenhang
ausgefallen?


Bildbeschreibung
Es lässt sich nicht mit Worten erfassen, dieses Bild.
Es will sich in keine Form pressen lassen,
es passt in keinen Rahmen.
Lässt sich nicht in Pixel aufteilen,
nicht in Vorder- und Hintergrund sezieren.
Die Konturen lassen sich nicht mit Sprache nachziehen.
Keine der Gestalten lässt sich zum Leben erwecken,
ihre Tracht ist keiner Epoche zuzuordnen.
Das Setting ist nirgendwo zu verorten.
Dieses Bild, mein Bild, will erst noch gemalt werden.

Regine Baumgärtel

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