Einweihung des Poesieautomaten am Lyrik Kabinett

Im Grunde wäre ich lieber – mein Nachbar auf der Wolke

Münze einwerfen, Knopf drücken, Gedicht herausnehmen! Im Dezember 2022 wurde der erste Münchner Poesieautomat an der Villa Stuck eröffnet, ab Juni kann man sich auch am Lyrik Kabinett solcherart ‚verproviantieren‘...

In Sichtweite eines Poesieautomaten zu Petrarca von Hans Magnus Enzensberger bietet der Automat mit dem Titel Im Grunde wäre ich lieber Gedicht einerseits Texte aus der Jubiläumsanthologie des Lyrik Kabinetts und andererseits aus einer eindrucksvollen Anthologie.
Mein Nachbar auf der Wolke im Hanser Verlag, die von Matthias Göritz, Amalija Maček und Aleš Šteger herausgegeben wird und den staunenswerten Reichtum der Slowenischen Poesie im 20. Jahrhundert erfahrbar macht.

Mittwoch, 14. Juni 2023, 18 Uhr (Lesung ab 19 Uhr)

Eröffnung des Automaten im Hof der Amalienstr. 83a
Lesung: Eintritt: € 8 / € 6; Mitglieder unseres Freundeskreises: freier Eintritt

Grußworte: Maša Šiftar (Generalkonsulin von Slowenien), Ulrike Roos (Bayern liest e.V.) und Holger Pils (Lyrik Kabinett)

Die Initiative der Münchner Poesieautomaten geht auf Matthias Göritz zurück, der immer wieder nach Wegen sucht, Poesie in den Alltag zu bringen. Göritz, 1969 geboren, Lyriker, Romancier und Übersetzer aus dem Amerikanischen und Slowenischen, lehrt an der Washington University in St. Louis und kuratiert im Herbst 2023 den Gastlandauftritt von Slowenien bei der Frankfurter Buchmesse.

Nach der Einweihung des Automaten – mit Grußworten von Maša Šiftar (Generalkonsulin von Slowenien) und Ulrike Roos (Bayern liest e.V.) – liest Göritz mit zusammen mit Gästen aus Slowenien, Lucija Stupica (geboren 1971) und Jure Jakob (geboren 1977), ausgewählte Gedichte aus dem Automaten und aus der slowenischen Anthologie.

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Lieder aus dem zweiten Stockwerk

Das zweite Stockwerk tötete Lieder.

Ewas an ihnen sprach sie

schuldig. Als Gefangene ihrer Geschlechter.

Einige hatten ihren Zahnersatz vergessen,

und umsonst zerbrachen sie ihre Zähne. Da waren

keine Eltern, um auf sie achtzugeben, keine Gegenwart,

um einfach da zu sein. Die Vergangenheit stieß sie

in die Zukunft. Unverzinst.

Die Zinsen wurden mit ihrer Jugend fällig.

[…]

Lucija Stupica, in: Mein Nachbar auf der Wolke. Slowenische Lyrik des 20. und 21. Jahrhunderts. Im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung herausgegeben von Matthias Göritz, Amalija Maček und Aleš Šteger, Hanser 2023, S. 88.

Einweihung des Poesieautomaten am Lyrik Kabinett

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