Die ältesten noch erhaltenen Selbstbildnisse sind wohl die von Johannes Aquila aus dem 14. Jh.

Projekt Selbstportrait

Erste Selbstbildnisse gab es bereits in der Antike, zuerst in Form von Statuen, später als Malereien. Selbstporträts waren außerdem eine günstige Alternative zum Porträt. Da Vincent van Gogh niemanden bezahlen konnte, um für sein Gemälde zu posieren, malte er sich selbst. Eines der schönsten Selbstporträts des berühmten Künstlers Raphael zeichnete er im Alter von 23 Jahren und befindet sich in den Uffizien. Aus verschiedenen Sachbüchern zum Thema wurden einige wenige ausgewählt und teilweise umgesetzt.

Sachbücher zum Selbstportrait

Sebens, Pauline, Mal mir mich. Geschichten zur Portraitkunst.
63 Seiten
München 2007

Bell, Julian, 500 Selbstportraits. Aus dem Englischen übersetzt von Susanne Bosch-Abele.
547 Seiten
London, New York 2000

Rebel, Ernst, Wolf, Norbert (Hg), Selbstportraits.
96 Seiten
Köln 2017

In Zeiten von Selfies ist die stufenweise zeichnerische und malerische Annäherung an die eigenen Gesichtszüge von besonderem Reiz. Welche Ausdruckskraft Formen und Farben entwickeln können, wenn sich der Maler von den natürlichen löst, erfahren die Teilnehmer aus den Beispielen etwa von Gabriele Münter und Marianne von Werefkin im oben zuerst genannten Buch Seite 46 bis 49, vor allem aber aus den eigenen Experimenten und denen der Gruppe.

Teilnehmer:

15 Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 17 Jahren im Rahmen eines halbtägigen Ferienprogrammangebots

Vorbereitung:

Materialien zur Zeichnung mit 1. Bleistift, 2. Farbstift, 3. Pastellkreiden, dann mit 4. wasservermalbaren Aquarellstiften und 5. Aquarellfarben sowie zu 6. Gouache und /oder Acryl werden den entsprechenden Papieren, zuletzt den Holztafeln, zugeordnet und auf einem langen Tisch entsprechend den Arbeitsschritten ausgelegt.

Standspiegel stehen für jeden zur Verfügung.

Einstieg

Zum Einstieg in die Arbeit am Selbstportrait werden die Teilnehmer aufgefordert, mit ihren Händen die Flächen und Linien durch Bedecken oder Nachfahren zu erfassen. Dabei stehen die Proportionen und Formen im Zentrum des Interesses.

Arbeitsschritte 1 bis 3:

Mit dem Bleistift wird auf einem Papier im Format von Din A 4 oder größer  ein sogenanntes Blindes Portrait gezeichnet. Dabei bezeichnet „ blind“ nicht das gänzliche Schließen der Augen, vielmehr richten sich die Augen ausschließlich auf das eigene Abbild im Spiegel, „Blind“ soll der Zeichner für sein Zeichenblatt sein. Er darf nicht auf das Blatt schauen, während er mit dem Stift die eigenen Zügen festhält.

Bei dieser Lockerungsübung wird die Kontrolle durch das angelernte Wisssen darüber, wie ein Gesicht gemalt werden sollte, möglichst weitgehend ausgeschaltet.

Picasso soll mit einer solchen Übung den Tag oftmals begonnen haben.

Die erste Aufgabe lautet: Zeichne in nur einem fortlaufenden Strich dein Gesicht ab.

Die zweite Aufgabe gibt die Freiheit, mehrfach mit dem Stift anzusetzen, dabei aber nie auf das Blatt zu schauen.

Natürlich verschieben sich dann die Augen z.B. so, dass das zweite außerhalb des Gesichtsumrisses erscheint.

Eine ansatzweise räumliche Wirkung ergibt sich, wenn die Teilnehmer zwei Farben gleichzeitig in ihre Hand nehmen und mit beiden ihre Linien ziehen.

Das Angebot, Pastellkreiden auf speziellem Öl- und Pastellmalpapier zu erproben, hat zum Ziel, dass nicht mehr nur Linien, sondern auch Flächen durch Verreiben des Farbpulvers geschaffen werden. Damit kommen auch Schatten und zugleich Räumlichkeit ins Spiel.

Arbeitsschritte 4 bis 6

Wasser und Pinsel werden bereit gestellt und zuerst auf Aquarellpapier ein weiteres rasches blindes Portrait gemalt. Die Wirkung der breiten Linien werden mit der der Zeichenlinien verglichen.

Anschließend wird der Holzmalgrund mit verdünntem Holzleim bestrichen, damit sich die Poren schließen. Nach der Trocknung können nun mit Haar-, besser noch mit Borstenpinseln die Gouache – oder Acrylfarben aufgetragen werden. Pappteller dienen zum Mischen der Farben.

Es wird darauf hingewiesen und an Beispielen aus den Büchern oder von Postkarten etwa von Gemälden Picassos, von Paula Modersohn-Becker, der Maler der Brücke oder des Blauen Reiters gezeigt, dass die gewählten Farben nicht den natürlichen Farben entsprechen müssen.

Die Farbflächen dürfen auch von den Größen der realen Flächen z.B. der Iris im Auge oder der Backen abweichen.

Zusätzliche Arbeitsmöglichkeit:

Je zwei Teilnehmer arbeiten zusammen. Der eine hält sich eine Folie im Format DIN-A 4 vor das Gesicht. Sein Partner/seine Partnerin fährt mit einem Folienstift die wesentlichen Linien des Gesichts rasch nach.

Anschließend werden diese mit einem Borstenpinsel und schwarzer Linoldruckfarbe nachgezogen und auf ein bereitliegendes saugfähiges Blatt Papier abgedruckt, indem man mit der Handkante fest über die Rückseite der Folie fährt.

Der so entstandene Druck kann beliebig oft wiederholt und mit anderen Farben variiert werden.

Das grobe Liniengeflecht lässt sich mit den zuvor kennengelernten Farbstiften oder Wasserfarben nach Wunsch weiter ausgestalten.

Abschluss:

Die Teilnehmer vergleichen ihre Arbeitsproben auf dem Weg zum Portrait auf der Holzplatte und präsentieren ihre Arbeit für zwei Fotos: eines, auf dem sie das Portrait direkt vor ihr Gesicht halten, und eines, auf dem sie darüber schauen, sodass man Bild und Abbild vergleichen kann.

Eine humorvolle Variante ergibt sich, wenn die Teilnehmer ihre Bilder austauschen und ihre Portraits über fremden Körpern und Kleidungen erscheinen.

Weiterführung:

Das Selbstportrait wird auf größerem Format erweitert durch Hinzufügen von Raum und/oder Requisiten. Auch hierfür bieten die Sachbücher viele geeignete Beispiele zur Anregung.

Konzept: Ulrike Roos von Rosen, Karin Mann

Die ältesten noch erhaltenen Selbstbildnisse sind wohl die von Johannes Aquila aus dem 14. Jh.

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