Harald Hartung: Das Auto des Erzherzogs
So hatte sich an diesem Abend ein speziell hochkarätiges, intellektuelles Publikum zusammengefunden, um dem Dichter die Ehre zu geben. Eingangs feierte der Verleger Thedel von Wallmoden den Jubilar mit einer einfühlsamen und berührenden Gratulation über das Motiv seiner ‚heiteren Verschwörung‘ mit den Lesern. Der weitere Abend entspann sich in Form eines intim-einvernehmlichen Dialogs der beiden Dichterfreunde Hartung und Detering. Die Lesung brachte die Gedichte in einem weiten intellektuellen, emotionalen und auch formalen Hallraum zur Geltung, das Gespräch warf erhellende Schlaglichter auf die Poetik des Dichters: seinen Umgang mit Motiven der Sterblichkeit und Vergänglichkeit, den Wert des Mythischen für sein sonst dominant realistisches Schreiben, die spielerischen Valeurs seiner Poesie und den Charakter der Gedichte als Initiationsszenarien oder Urtraumata, die allein dank der lyrischen Form zu sprachlichem Ausdruck bewältigt werden können. Nach der Präsentation des schmalen Bandes hatte das Publikum den Eindruck, einen ganz eigenen poetischen Kosmos erlebt zu haben. Die Lesung klang aus mit dem ergreifenden Schlussgedicht des Buches, das dem sterbenden Vater des Dichters gilt. Um diesen sehr starken Eindruck abzumildern, schloss der Moderator noch eine kurze Reflexion an – und eröffnete dem Jubilar damit die Möglichkeit, mit einem heiter-gelassenen Bekenntnis seiner Lebensdankbarkeit zu schließen. Das Publikum feierte ihn mit hochachtungsvollen Ovationen.
Bild: Harald Hartung (links) im Gespräch mit Heinrich Detering