Schreibwerkstatt "Bibliothek der Gerüche"
Die Künstlerin Hisako Inoue, geb. 1974, führte selbst durch die Ausstellung, die in den Historischen Räumen der Villa Stuck von ihr aufgebaut worden war und verwies dabei auch auf die japanische Duft-Zeremonie.
Die Schau umfasst Bücher, die die Künstlerin in deutschen Antiquariaten ausgewählt hatte. Darunter waren großformatige Choralsammlungen aus dem 16. Jahrhundert, ältere und neue Reisebeschreibungen, Kunstbücher, Romane, Lyrik und selbst ein Micky-Maus-Heft.
Die Unterschiede im Geruch durften die Besucher selbst prüfen und mit den Beschriftungen vergleichen, die mit poetischen Titeln begannen und mit der wissenschaftlichen Analyse der Geruchskomponenten seitens der Universität Tokio endeten.
Welche Erinnerungsqualität Düfte haben können- ähnlich dem Proust-Effekt bei Geschmackswahrnehmungen-, erwies sich anschließend bei der intensiven Arbeit in der Schreibwerkstatt.
Wer zur Abwechslung den Stift gegen einen Pinsel austauschen wollte, der hatte im Künstlergarten Gelegenheit, Farbkompositionen in Acryl den bereitstehenden Duftproben zuzuordnen.
Ein Haiku von Hisako Inoue:
Memories of smell
inside the book by peo-
ple's behaviours.
Ein Text von Regine Baumgärtel:
BENZIN
Grenzübergang Hof – Gutenfürst.
Familienzusammenführung.
Die Möbel im Wagen voraus.
Sie reisen dem Republikflüchtling nach.
Sterbenskrank das Kind.
Autos sind wie Gefängnisse,
groß und schwarz.
Sowjetsoldaten in gelbgrünem Tuch.
Lassen sie uns durch?
Aber ich will nicht fort.
Auch die Tankstellen im Westen
verursachen Brechreiz. Benzin.